Über störende Gedanken & kreativen Flow

Oder: Wie es wieder „flutscht“! Wer kennt das nicht? Kaum möchte man etwas tun – vor allem etwas, das man schon eine Weile aufschiebt –,…

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Oder: Wie es wieder „flutscht“!

Wer kennt das nicht? Kaum möchte man etwas tun – vor allem etwas, das man schon eine Weile aufschiebt –, und schon setzen die Gedanken ein. „Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“ oder „Lass das lieber, das interessiert ja eh keinen.“ oder „Damit blamiere ich mich!“ 


Ich kenne das vom Schreiben, vor allem wenn es mal romantisch wird zwischen zwei Figuren. „Kitsch!“, ruft es in meinem Kopf. „Das ist kitschiger Mist! Bring lieber wieder jemanden um, das wollen die Leute lesen!“ Aber mein Kommissar hat sich nun mal verliebt, was soll ich da machen? 

Das Einzige, was ich tun kann, ist diese Stimme in meinem Kopf ignorieren. 

Nicht: verhandeln
Nicht: diskutieren
Nicht: versuchen, es abzuschalten
Nicht: versuchen, etwas anderes zu denken
Nicht: beschließen, eine Blockade zu haben

Einfach ignorieren. Wie das Kindergeschrei vor dem Fenster oder das Rumms-rumms aus dem Schlafzimmer der Nachbarn, wie das Gelaber von jemandem, der langweilig ist. Einfach ignorieren. 

Meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes richten. Nämlich DAS, was ich gerade erschaffe. Einen Facebook-Post, eine E-Mail oder das Kapitel in meinem Krimi, in dem mein Kommissar auf seine frühere Liebe trifft – und er bekommt Herzschmerzen bei der Erinnerung an sie. Ich tippe und tippe und tippe. So spannend. Was haben die eigentlich damals getrieben, dass er heute noch darunter leidet? Muhahahaha, ich will es unbedingt wissen! Die Stimme, die „Kitsch!“ ruft, interessiert mich so wenig, wie es einen Fußballer interessiert, was die Menge ruft, während er sich darauf konzentriert, ein Tor zu schießen. 

Erst, als es geschehen ist, hört er wieder die Fans jubeln. 

Als Kind konnten wir das gut. Dinge ausblenden. Wenn ein Erwachsener mit uns geredet hat, merkten wir das oft erst, wenn geschimpft wurde. Wir waren so sehr in unser Spiel vertieft … oder in das Märchenbuch … 

Als Erwachsene legen wir so viel Wert auf das Geplapper in unserem Kopf. Wir glauben, da kommt etwas Sinnvolles. Aber meistens ist es entmutigend, entwertend, uns blockierend. Oder? 

Was wenn wir diese „Blockade“ aber nicht lösen müssten. Große Güte, wie viele Jahre soll das dauern, alle neuen Erfindungen des Verstandes, was mit uns nicht stimmt, zu ent-blockieren. Wie viele Jahre machst du es schon? 

Oh, und ich kenne das. Es fühlte sich riskant an, damit aufzuhören. Manchmal schreit mein Kopf immer noch nach diesem oder jenem, das es zu lösen gäbe. Und nicht gerade leise. 

Und wer weiß, ab und zu löse ich vielleicht auch mal wieder eine „Blockade“. Doch worauf ich hinauswill ist: Solange wir unseren Gedanken und Gefühlen zu viel Aufmerksamkeit schenken, ist es sehr schwer, ein schöpferisches Leben zu führen. 

Du müsstest zweispurig fahren, in gewisser Weise. Hier dich mit Gedanken und Gefühlen beschäftigen, während du dort gerade eine Grafik auf Canva fertigmachst. Und nein, dein Verstand ist nie zufrieden. Okayyy. Wen interessiert`s? 

Letztens hatte ich über Tage ein Sch…gefühl. Es ging nicht weg. Ich war sehr versucht, damit etwas zu machen. So wie üblich. Da muss ja was sein! Aber dann wieder ließ ich es als Experiment einfach da sein. Ist mir doch egal, was für ein Gefühl da ist. Lea Wernli sagt immer so schön: „Gefühle brauchen keine Lösung.“ 

Es war zum ersten Mal, dass ich bemerkte, dass Gefühle einfach da sein können. Ohne etwas zu bedeuten. Ohne dass ich es ergründen muss. Ohne dass ich mich daran stören müsste. Es war eher so, als würde mir ein Furz quer sitzen, aber halt emotional. Na und? Wen interessiert`s? 

Ich habe weitergeschrieben. Weiter am Marketingbuch gearbeitet (oh, ich freue mich schon so, wenn es fertig ist!), die ersten Kisten gepackt und weiter ausgemistet. Ja, und mein Business findet ja auch noch statt, Kurse und Beratungen. Und, und, und … 

Als ich merkte, ich muss dieses Sch…gefühl nicht mal beachten, merkte ich, dass es keine Blockade ist, da es mich nicht aufhält. Nicht wenn ich mich nicht damit befasse. Es wurde zu einer Spinne in der Ecke, die dort einfach hängen bleiben darf. Okay, dann bist du halt da. 

Was ich vom Schreiben kannte – nämlich einfach auf meiner kreativen Spur zu bleiben, statt auf die ablenkenden Gedanken zu hören –, musste ich tatsächlich nur aufs Leben übertragen. 

Gefühle kommen und gehen. Sommer und Winter wechseln sich ab. Was kommt, geht auch wieder. Nichts ist für immer. Wohin ich meine Aufmerksamkeit wende, das ist die Frage! 

Wenn es ums Erschaffen von etwas geht – von deinem Business, deinem Buch, deinem Projekt, deiner Auswanderung oder was auch immer –, geht es nicht darum, dass du positiv denkst, um es zu haben (wie überall behauptet wird: Du musst es nur glauben!). 

Es geht darum, es einfach zu tun, ohne deinen Gedanken Beachtung zu schenken. Darin liegt die wahre Freiheit. 

Denn seien wir ganz ehrlich: Es ist schwierig, etwas glauben zu wollen, woran du so wirklich gar nicht glaubst. Oder? 

Dann lass es doch einfach. 

Und wenn du jetzt sagst: Aber dann kommt immer die Angst (oder etwas anderes). Dann ja, herzlich willkommen! Das Abenteuer beginnt. Kein Held ist jemals aufgebrochen ohne ein zweites Paar Unterhosen 😉 

Es ist völlig in Ordnung, wenn Gefühle da sind. Gedanken. Wenn es im Kopf schimpft. 

Das geht vielleicht nie weg. Muss es auch nicht. Die Spinne in der Ecke kann dort hängen bis zum Sankt Nimmerleinstag.

Denn wen interessiert`s? 

😉

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